Bei diesem virtuellen Experiment verfolgen die Schülerinnen und Schüler die Aufnahme einer Titrationskurve. Sie können am Äquivalenzpunkt genau beobachten, was in der Reaktionslösung passiert. Die aufgenommenen Messgrößen sind pH-Wert, Leitfähigkeit und Temperatur. Alle drei Messgrößen lassen die zugrundeliegende Neutralisationsreaktion nachvollziehbar verfolgen.
Der theoretische Hintergrund wird in den Handblättern C3.5.2.2 'Konduktometrische Titration einer Salzsäurelösung mit pH-Messung' und C3.5.1.1 'Bestimmung der Säurekonzentration durch Titration mit Tropfenzähler' beschrieben.
1 | Virtuelles Experiment: Aufnahme einer Titrationskurve | 5208203 |
Bei einer Neutralisationsreaktion reagieren eine Säure und eine Base miteinander, z. B. Salzsäure und Natronlauge:
H3O+ + Cl- + Na+ + OH- → 2 H2O + Cl- + Na+
Die Reaktion kann man mit einer Titrationskurve untersuchen, weil dabei der eine Reaktionspartner, z.B. die Base, langsam mit der Bürette zum anderen, z.B. der Säure, getropft wird. Durch die Reaktion ändern sich die folgenden Messgrößen im Becherglas, die wir mit den geeigneten Messmethoden verfolgen können:
Der Versuch wird auf dem Chemie-Präsentations-System CPS aufgebaut. Die Bürette wird mit magnetischen Haltern befestigt. Außerdem werden eine Leitfähigkeits-Elektrode und eine pH-Elektrode angeschlossen. Das Volumen der zugetropften Natronlauge wird mit einem Tropfenzähler verfolgt. Alle Messungen werden mit dem Mobile-CASSY durchgeführt.
Das Becherglas mit ca. 200 ml Wasser wird auf einen Rührer gestellt. Es werden 25 ml Salzsäure (1 mol/l) und der Indikator Bromthymolblau hinzu pipettiert. Der Tropfenzähler wird so positioniert, dass die Tropfen aus der Bürette gezählt werden können. Die Bürette wird mit Natronlauge (1 mol/l) gefüllt. Nun kann die Messung beginnen.
Die fortlaufende Anzeige der Messwerte startet automatisch nach dem Start des Videos. Parallel entsteht das Diagramm aus den Messwerten. Das Video läuft zu Beginn und am Ende schneller ab.
Die Lösung ist anfangs gelb und wird blau.
Zu Beginn hat die Lösung einen geringen pH-Wert. Dieser steigt zunächst sehr langsam. Nach ca. 20 ml steigt der pH-Wert stark an ("pH-Sprung"), um sich dann ab 30 ml bei einem hohen pH-Wert einzupendeln.
Die Leitfähigkeit sinkt kontinuierlich bis zum Farbumschlag. Danach steigt sie.
Der Äquivalenzpunkt sollte bei 25 ml liegen, da 25 ml Salzsäure vorgelegt wurden und Salzsäure und Natronlauge die gleiche Konzentration haben.
Zugetropftes Volumen am Äquivalenzpunkt: 25 ml
pH-Wert am Äquivalenzpunkt: 7
Der Knickpunkt liegt genau am pH-Sprung. Der Knickpunkt ist damit auch eine Art Äquivalenzpunkt.
Die charakteristische Form entsteht, weil die pH-Skala eine logarithmische Skala ist. Rund um den Äquivalenzpunkt ändert sich die Konzentration von H+ und OH--Ionen auf der linearen Skala wenig, auf der logarithmischen jedoch deutlich. Daher kommt es zum pH-Sprung.
Bei der Leitfähigkeitsmessung verfolge ich die leitfähigen Teilchen, also die Ionen, in der Lösung. Zur Salzsäure wird Natronlauge, also Natriumionen und Hydroxidionen, hinzugetropft. Die Hydroxidionen reagieren mit den Oxoniumionen aus der Säure zu Wasser. Übrig bleiben die Natriumionen, die eine geringere Leitfähigkeit aufweisen. Nach der Neutralisation steigt die Leitfähigkeit wieder, weil ich nun zusätzlich Hydroxidionen hinzufüge.
Der Äquivalenzpunkt konnte mit allen 3 Methoden zuverlässig auf etwa 25 ml bestimmt werden. Die Abweichungen sind zu vernachlässigen.
Sobald die Salzsäure vollständig neutralisiert ist, steigt die Temperatur nicht mehr so stark an, weil keine Neutralisationsreaktion mehr stattfinden kann.
Die Temperatur steigt in der ersten Phase der Titration an.
Der "Knick" in der Temperaturkurve entsteht also genau am Äquivalenzpunkt.
In der ersten Phase läuft noch die Neutralisationsreaktion ab, weil die Hydroxid-Ionen aus der Natronlauge mit den Oxoniumionen aus der Salzsäure reagieren.
Die Leitfähigkeit von HCl ist als die Leitfähigkeit von NaOH. Da die Leitfähigkeiten der Chlorid- und Natriumionen viel als die der Oxonium- und Hydroxidionen sind, kann ich aus der Steigung außerdem erkennen, dass die Leitfähigkeit der Oxoniumionen als die der Hydroxidionen ist.